Aus dem Ausbildungsalltag eines Papiertechnologen
Berdan Özüpekce hat Bock auf Papier. Deswegen hat er sich nach einem Praktikum dafür entschieden, Papiertechnologe zu werden. Jetzt ist er bereits im zweiten Lehrjahr. Papier sieht er dabei mehr als genug: die beiden Maschinen, die er überwachen soll, produzieren hunderte Tonnen am Tag. Pro Maschine täglich eine Papierbahn, die so lang ist wie die Strecke von Flensburg nach München. Die Maschinen stehen natürlich in einer Papierfabrik.
Munksjö heißt das Unternehmen mit einem Standort in Dettingen an der Erms. Die Papierherstellung hat dort eine lange Tradition. Bereits vor über 160 Jahren gründet Gustav Werner die „Papierfabrik zum Bruderhaus“, die inzwischen Teil des internationalen Unternehmens Munksjö ist. Viele der Gebäude aus der Gründerzeit stehen noch, in die alten Gemäuer ist moderne Technik eingezogen.
Ein Leitstand, der zur Steuerung der beiden Maschinen dient, ist, wenn er ausgelernt hat, der wichtigste Arbeitsplatz von Berdan Özüpekce. Hier verfolgt er auf mindestens einem Dutzend Monitore den komplexen Prozess der Papierherstellung. Mit Kolleginnen und Kollegen überwacht er die Produktion, checkt regelmäßig alle Funktionen, verfolgt zum Beispiel die Temperatur, die Füllstände, den Druck und die pH-Werte. Die Maschine ist rund um die Uhr in Betrieb, Maschinen- und Anlagenführer helfen den Papiertechnologen dabei, sie am Laufen zu halten.
Ein Papiertechnologe muss mit dem Werkstoff bestens vertraut sein. Jeder Kunde will ein anderes Papier und Leute wie Berdan Özüpekce sorgen dafür, dass er die gewünschte Qualität bekommt. „Man muss das Produkt und die Anforderungen des jeweiligen Kunden kennen“, sagt der Auszubildende. Munksjö hat sich auf Dekorpapiere spezialisiert, die von den Kunden bedruckt werden, zum Beispiel mit einem Holzdesign wie Eiche. Nach dem Versiegeln dient das bedruckte Papier als Oberfläche von Möbeln und Laminatfußböden.
Neben den praktischen Tätigkeiten im Betrieb haben die Lehrlinge Blockunterricht an der Papiermacherschule in Gernsbach/Baden, das wie Dettingen ein Zentrum der Papierindustrie ist. In elf Lernfeldern umfasst der Stoff dort vom Herstellen und Prüfen der Primärfaserstoffe über den Betrieb von hydraulischen und pneumatischen Anlagenkomponenten bis hin zum Prüfen von Erzeugnissen und deren Anwendung die komplette Herstellungskette des Papiers.
Fragt man Berdan Özüpekce, was für den Job wichtig ist, sagt er: „Teamfähigkeit.“ In einer Schicht arbeiten immer fünf Leute eng zusammen. Wichtig sei, sich immer gegenseitig zu helfen. Und wie stellt er sich seine berufliche Zukunft vor? Auf jeden Fall in dem Beruf weiter machen, vielleicht den Industriemeister Papier draufsatteln.
💡 Über den Artikel
Dieser Text zeigt für #REGIOALBJOBS adaptierte Ausschnitte aus dem von Daniel Zabota (GEA) verfassten Artikel „Mit einem Papiertechnologen unterwegs“, der erstmals 2023 im Ausbildungsmagazin „Durchstarter“ erschienen ist.