Viele Einrichtungen sind ohne das Engagement Freiwilliger nicht denkbar. Dazu gehören das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Reutlingen ebenso wie das Sozialunternehmen Habila mit Sitz in Tübingen.
Der GEA wollte wissen, wie sie zu einem sozialen Pflichtjahr für alle stehen.
Beim DRK ist man in der komfortablen Situation, dass zumindest für den Fahrdienst immer ausreichend Bewerber und Bewerberinnen da sind. Anders sieht es allerdings im Pflegebereich aus. Trotzdem ist Matthias Schlautmann als stellvertretender Kreisgeschäftsführer nicht dafür, ein soziales Pflichtjahr einzuführen. „Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) stellt für die jungen Menschen und die Gesellschaft eine unglaubliche Bereicherung dar. Das erleben wir tagtäglich bei den etwa 50 hoch motivierten Frauen und Männern, die ihren Freiwilligendienst beim DRK im Landkreis Reutlingen ableisten. Die Freiwilligkeit halten wir dabei für wichtig. Gleichzeitig fordern wir zusätzliche Anreize für die Aufnahme eines Freiwilligendienstes wie Bonuspunkte für Ausbildung und Studium. Dies wäre unserer Einschätzung nach zielführender als die Einführung eines Pflichtjahrs für Schulabgänger.“ Schlautmann selbst kam über den Zivildienst in den Gesundheitsbereich, zunächst in die Soziale Arbeit. Und er weiß aus Erfahrung: „Oft stellt das FSJ oder der BFD einen Einstieg in das Berufsleben dar und die jungen Menschen absolvieren im Anschluss eine Ausbildung beim DRK.“
Jungen Menschen die Pflicht zu einem Dienst im Sozialbereich aufzuerlegen, ist keine Entscheidung, die man so einfach fällen sollte, findet Joachim Kiefer. Immerhin geht es um einen erheblichen Eingriff in eine wichtige Lebensphase. Trotzdem ist der Geschäftsführer des Sozialunternehmens Habila dafür. Dass ein solcher Dienst eine Chance böte, die immer knapper werdenden Fachkräfte von bestimmten Tätigkeiten zu entlasten, spielt dabei für Kiefer nur eine untergeordnete Rolle. Ihm geht es vor allem um langfristige Entwicklungschancen. „Noch heute profitieren viele Einrichtungen im sozialen Bereich davon, dass ehemalige Zivildienstleistende dort eine berufliche Perspektive entwickelt haben“, sagt Kiefer. Ohne die Dienstpflicht als Ersatz für den damaligen Wehrdienst wären viele niemals mit Pflege oder Sozialwirtschaft in Kontakt gekommen, ist er überzeugt. Positive Aspekte sieht Kiefer auch für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Sie kämen in solchen Diensten unabhängig von ethnischer oder sozialer Herkunft miteinander in Kontakt. Zu erfahren, dass andere Menschen auf Hilfe angewiesen sind und dass es mit positiven Erlebnissen und Erfahrungen verbunden sein kann, andere zu unterstützen, zählt für ihn ebenfalls zu den Pluspunkten.
💡 Über den Text: Dieser Text zeigt Ausschnitte aus dem von Mirjam Sperlich verfassten Artikel „Positive Erlebnisse durch Teilhabe“, der erstmals im Juli 2023 als Teil einer GEA-Sonderveröffentlichung zum Thema Freiwilligendienste in der Region Neckar-Alb erschien.
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