Wenn Tobias Schreiber den Raum betritt, wird sein Lächeln mit viel Freundlichkeit erwidert. Alle wollen was von ihm, sei es Hilfe beim Lesen eines Textes, beim Halten der Backschüssel oder einfach beim Gang zur Toilette. Der Heilerziehungspfleger (HEP) liebt, was er tut.
Die Erfüllung in seinem Berufsleben hat der 40-Jährige auf Umwegen gefunden: Nach dem Abitur absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr in Rappertshofen, bevor er Philosophie und Germanistik studierte. »Ich war dann hier in Rappertshofen als Pflegehelfer, um mein Studium zu finanzieren«, erinnert er sich. Nach seinem Abschluss lernte er Buchhändler, aber auch das war nicht das Richtige. »Ich dachte, hier war es erfüllend.« So rief er bei der damaligen Pflegedienstleitung an und wurde nach drei Wochen im Alter von 31 Jahren HEP-Azubi.
🔹Sinnstiftende Tätigkeiten 🔹
Heilerziehungspfleger haben viele Möglichkeiten, zu arbeiten – zum Beispiel in der Tagesbetreuung. Das bedeutet, dass die »Klienten« genannten Betreuten zu Hause übernachten und am Tag zu den verschiedenen Betreuungsangeboten kommen. Zu diesem Förder- und Betreuungsbereich (FuB) der sogenannten Tagesstruktur in Rappertshofen, der sich im »Kulturpark Reutlingen- Nord« befindet, gehören auch Ergo- und Sprachtherapie.
Tobias Schreiber arbeitet im FuB mit Menschen, die nur tagsüber in Rappertshofen leben. Dann wird gemeinsam gebacken, gebastelt, gemalt, im Garten gearbeitet und vor allem viel geredet. »Ich verstehe es als Arbeit mit sinnstiftenden Tätigkeiten«, sagt der Heilerziehungspfleger. »Wir gucken, was die Leute gerne machen, motivieren sie zu Dingen, die sie früher gerne gemacht haben, oder auch, etwas Neues auszuprobieren«, erklärt der Betreuer. »Wir fördern Fähigkeiten nach den persönlichen Möglichkeiten und schauen, was die Leute brauchen für die Teilhabe an der Gesellschaft.«
🔹 Abwechslungsreicher Arbeitsalltag 🔹
Der Alltag eines HEP in einer Wohngruppe bedeutet Schichtdienst, denn vom Frühstück bis zum Zubettgehen benötigen die Klienten immer wieder Hilfe, Motivation und Betreuung. Tobias Schreiber liebt die Möglichkeiten seines Berufs, in verschiedenen Bereichen zu arbeiten, auch flexibel in Teilzeit.
Für ihn sind wichtige Voraussetzungen für die Arbeit eines HEP: »Man muss Freude daran haben, mit Menschen zu arbeiten.« Und: »Man muss gerne miteinander reden, eigene Fähigkeiten und eigenes Wissen vermitteln.« Noch etwas sei wichtig: »In diesem Beruf steht man vor nackten Menschen. Damit muss man umgehen können.« Sagt er und geht, um einer Bewohnerin beim Toilettengang zu helfen.
💡 Über den Beitrag
Dieser Text zeigt für eine #REGIOALBJOBS adaptierte Version des von Iris Kreppenhofer (GEA) verfassten Artikels „Heilerziehungspflege ist seine Passion“, der erstmals im April 2024 im Rahmen einer Sonderveröffentlichung zum Thema „Fachkräfte für die Pflege“ im Reutlinger General-Anzeiger erschien.