Kündigen ist immer mit Nervenkitzel verbunden. Und wenn die Kollegen von schwierigen Zeiten und schlechter wirtschaftlicher Lage munkeln, sowieso. Gehen oder bleiben – wie soll man sich da bitte entscheiden?
Für das Top Arbeitgeber Magazin 2021 hat Nadine Wilmanns diese Fragen einer Expertin gestellt: Nina Lehmann steht Fach- und Führungskräften als Life-Design- und Karriere-Coachin bei der (Weiter-)Entwicklung ihrer beruflichen Perspektiven zur Seite.
🔹 Der Vorteil der Ungewissheit 🔹
Wer mit einem Jobwechsel liebäugelt, sollte sich von eventuellen Gerüchten um die wirtschaftliche Situation erst einmal nicht abschrecken lassen – schließlich ist jeder Neustart mit Unsicherheit verbunden. Unter Umständen können Jobwechsler das aber sogar für sich nutzen, weiß Karriere-Coachin Nina Lehmann: »Wenn meine Kollegen Angst vor einem Wechsel haben, ich aber wechselwillig bin, dann bin ich im Vorteil, was freie Stellen angeht, denn es gibt weniger Mitbewerber.«
Gerade im Hinblick auf Sicherheit lohne es sich zu prüfen: Ist der neue Job auch von wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen? Ist der neue Arbeitgeber wirtschaftlich gut aufgestellt? Welche Vorteile bietet mir ein Wechsel? »Können diese Fragen ehrlich zugunsten der neuen Jobmöglichkeit beantwortet werden, spricht nichts dagegen, mutig zu sein und eine neue Stelle anzunehmen«, sagt Lehmann.
🔹 Absprung – ja oder nein?🔹
Bleiben muss nicht die zweitbeste Lösung sein: »Einige meiner Kunden kommen mit dem festen Vorsatz zu kündigen zu mir, entwickeln im Verlauf des Coachings aber neue Perspektiven und finden dann Lösungen im aktuellen Betrieb.« Das liege vor allem an der neu gewonnenen Klarheit über die eigenen Bedürfnisse, die dann gegenüber Kollegen und Vorgesetzten kommuniziert werden können.
Auch eine Kündigung ins Blaue hinein kann gut gehen. Lehmann empfiehlt allerdings, sich für solche Fälle erst einen Puffer aufzubauen, um Existenznöten – die die Psyche ja auch belasten – vorzubeugen. »Ich muss daran glauben, dass sich neue Türen öffnen werden, und ich brauche einen ungefähren Plan, in welche Richtung es gehen soll«, sagt Lehmann. Das könne auch erst mal eine Auszeit sein.
🔹 Berufliche Netzwerke aufbauen🔹
Öffnen sich zunächst keine Türen, sei es wichtig, zuversichtlich dranzubleiben: »Dazu sollte man sich vor allem seine Stärken und Fähigkeiten bewusst machen und prüfen: Sind meine Unterlagen und Online-Profile auf dem neuesten Stand? Nutze ich Networking? Wie kann ich meine Talente und Fähigkeiten der Welt zeigen?«, erklärt Lehmann.
Statt nervös Däumchen zu drehen und auf Angebote zu warten, sollten Jobwechsler die Zeit nutzen, um Kontakte zu knüpfen, Neues zu lernen und Dinge auszuprobieren, rät die Karriere-Coachin. Auch Kontakte können Schlüssel zum Job sein: »Ich kann Leute kontaktieren, die in Positionen arbeiten, die mich interessieren und mich einfach zu einem Gespräch verabreden – so baue ich mir ein Netzwerk auf.«
💡 Über den Beitrag
Dieser Beitrag enthält für #REGIOALBJOBS.de adaptierte Auszüge aus dem Artikel »Jobwechsel in unsicheren Zeiten?«, den Nadine Wilmanns 2021 für das #TopArbeitgeberMagazin verfasst hat.