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Fachkräfte braucht das Ländle

Mit dem richtigen Mix aus vorausschauender Mitarbeiterplanung, einem attraktiven Arbeitsumfeld und Fachkräfte-Rekrutierung aus dem Ausland können Unternehmen heute dem Fachkräftemangel die Stirn bieten.

Fachkräftemangel fängt bei den potenziellen Azubis an«, erklärt Daniel Boban, Teamleiter im Arbeitgeber-Service der Reutlinger Agentur für Arbeit. Zu viele Jugendliche möchten nach der Schule keine Ausbildung machen, sondern gehen erst mal auf eine weiterführende Schule oder studieren. »So finden viele kleine und mittelständische Betriebe keinen Nachwuchs «, erklärt Boban. Hier sei Aufklärungsarbeit vor allem bei den Eltern gefragt, die gerade handwerkliche Berufsbilder noch aus einer Zeit vor der Digitalisierung kennen und mit Rückenschmerzen und körperlicher Abnutzung verbinden.

»Dem Fachkräftemangel könnten wir so zwar entgegenwirken, das Problem lösen werden wir damit allerdings definitiv nicht«, betont Boban. »Wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland, die die Lücken schließen. « Durch den demografischen Wandel seien Lücken entstanden, die mit Fachkräften aus dem Inland rein zahlenmäßig nicht zu schließen seien. »Die Babyboomer gehen jetzt in Ruhestand und es kommt weniger Nachwuchs nach«, erklärt Boban. Selbst wenn alle Arbeitslosen komplett auf Arbeitsplätze verteilt werden könnten, würde das nicht ausreichen, um den Mangel zu decken.

Fachkräfte aus dem Ausland

»Manche Unternehmen sind offen für die Fachkräfte-Rekrutierung aus dem Ausland, andere zögern noch«, sagt Boban. Bei Problemen wie nicht anerkannten Berufsabschlüssen von Fachkräften aus dem Ausland, oder Sprachschwierigkeiten, finden Unternehmen bei der Agentur für Arbeit Unterstützung: »Wir helfen mit Lohnkostenzuschüssen, Lehrgangskosten und Sprachkursen – alles, was die Unternehmen tun müssen, ist eine Willkommenskultur zu bieten, damit die neuen Mitarbeiter aus dem Ausland auch langfristig bleiben möchten.«

Daniel Boban
Boban im Gespräch | Foto: Thorsten Nebe

Unternehmen können viel voneinander lernen, so Boban, und sollten diese Möglichkeit auch nutzen: »Wenn Betriebe untereinander stark verzahnt sind und kooperieren, dann können sie sich gegenseitig unterstützen, um Mitarbeiterlücken zu schließen«, erklärt Boban. Großunternehmen werden häufig mit Bewerbungsanfragen überhäuft und könnten den »Überschuss« an Bewerbern an kleinere und mittelständische Unternehmen weiterempfehlen. »Nach dem Motto: ›Unser Bedarf ist gedeckt, aber vielleicht habt ihr ja noch Möglichkeiten, diese potenziellen Kandidaten auszubilden?‹«, erklärt Boban. »Unternehmen arbeiten auf anderen Ebenen ohnehin zusammen, warum diese Zusammenarbeit also nicht auch im Personalbereich verzahnen?«

Der attraktive Arbeitgeber

Im Übrigen machen Unternehmen, die auch solchen Bewerbern eine Chance geben, die auf den ersten Blick vielleicht nicht ideal erscheinen, oft gute Erfahrungen, berichtet Boban. Gerade jetzt müssen sich Arbeitgeber verstärkt Gedanken darüber machen, wie sie sich aufstellen möchten. »Generell wird es für Unternehmen immer wichtiger, ihr Angebot auf dem Bewerbermarkt attraktiv zu gestalten«, erklärt Boban. Denn die wenigen Fachkräfte, die im Umlauf sind, gilt es für sich zu gewinnen und zu halten. Dazu gehören eine gute Work-Life-Balance, ein attraktives Gehalt, flexible Arbeitszeiten und mehr. »Mitarbeiterführung ist ein wichtiger Punkt«, sagt Boban.

Außerdem ist es wichtig, rechtzeitig einzustellen – bevor Engpässe entstehen. »Denn durch fehlende Mitarbeiter entsteht mehr Druck auf die bestehenden guten Mitarbeiter, deren Erhalt unbedingt gesichert werden soll«, erklärt Boban.

»Und schließlich werden überarbeitete, von Überstunden geplagte Mitarbeiter nicht die Werbetrommel für das Unternehmen rühren.«

»HAND IN HAND FOR INTERNATIONAL TALENTS«

Zusammen mit der IHK Reutlingen beteiligt sich die Agentur für Arbeit Reutlingen – übrigens als erste Region in Baden-Württemberg – am bundesweiten Projekt »Hand in Hand for international Talents«. Hierbei geht es um die Rekrutierung von Fachkräften aus Brasilien, Indien und Vietnam in drei Branchen: Hotel und Gastronomie, gewerblich-technische Berufe, sowie IT.

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