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Empathie und professionelle Distanz

„Ich möchte in die Pflege gehen.“ Das war für Gisela Weber unumstößlich klar. 1976 begann sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester im Krankenhaus Nürtingen, doch ihre eigentliche Berufung fand sie in der ambulanten Pflege, zu der sie bereits 1980 kam – in Form eines Ein-Frau-Betriebs in Trochtelfingen, den sie nach und nach aufbaute. „Es war die absolut richtige Entscheidung«, bilanziert sie Jahrzehnte später im GEA-Gespräch anlässlich ihres Eintritts in den Ruhestand. »Ich würde es immer wieder so machen.“ Gisela Weber verabschiedete sich in einem Brief an ihre Patientinnen und Patienten mit etwas Wehmut, „aber die Freude auf die neue Zeit überwiegt.“

Selbst in diesem kleinen Satz schwingt mit, was sie als mentale Grundvoraussetzung für jeden Pflegeberuf hält: Gefühle dürfen und sollen sogar sein. Aber genauso wichtig sei es, sich nicht darin zu verlieren, sondern eine professionelle Distanz zu wahren. „Wenn jemand schwer krank ist, dann kann ich ihm die Krankheit nicht abnehmen“, verdeutlicht Weber. „Ich kann als Krankenschwester nur eines tun: ihm mit liebevoll ausgeführter Pflege seine aktuelle Situation erträglicher machen.“ Diese Haltung, so versichert sie, lasse sich jedoch mit der Zeit lernen. Dagegen sei eine generelle Empathie für Menschen entweder vorhanden oder auch nicht. Für die ehemalige Pflegedienstleiterin der Diakoniestation Härten ist sie auf jeden Fall die Grundvoraussetzung für den Beruf: „Kein anderer ist so nahe am Menschen dran wie eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger.“

Auch zu einem oft diskutierten Thema hat Gisela Weber eine klare Meinung: „Die Bezahlung ist deutlich besser als ihr Ruf. Allerdings schlägt sich die Verantwortung, die wir haben, nicht im Gehalt nieder. Es ist jedoch auskömmlich, wenn man zu 100 Prozent arbeitet.“ Tatsächlich, so gibt sie zu, liege jedoch der Reiz eines Pflegeberufs unter anderem auch darin, dank flexiblen Beschäftigungsumfangs und Einsatzzeiten Familie und Berufstätigkeit recht passgenau miteinander vereinbaren zu können. Nur ist dann, wie halt in anderen Teilzeitjobs auch, die Bezahlung entsprechend geringer.

Dafür kann ein Pflegeberuf mit einem großen Plus punkten: Er ermöglicht ein Arbeiten überall auf dem Globus. Ob das nun ein humanitärer Einsatz in einem Entwicklungsland ist oder Erfahrungsjahre in den USA oder der Schweiz sind: Pflegende werden überall händeringend gesucht, sodass es für junge Menschen mit einer entsprechenden Ausbildung kein Problem ist, Auslandserfahrungen zu sammeln.

💡 Über den Text: Dieser Beitrag zeigt Ausschnitte aus einem Interview mit Gisela Weber, dass die GEA-Redaktion (gw) anlässlich des Ruhestands der langjährigen Pflegedienstleisterin der Diakoniestation Härten geführt hat. Der daraus entstandene Artikel „Empathie und professionelle Distanz“ erschien erstmals im März 2023 als Teil des Job-Specials „Fachkräfte für die Pflege“.

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