Jeden Tag warten Überraschungen auf Schreibtischen und Baustellen, in Laboren, hinter Ladentheken und in Konferenzsälen. Selbst Berufe, denen das Etikett „Routinejob“ anhaftet, sind inzwischen so überraschend vielfältig, dass sich so mancher gar ein bisschen Langeweile herbeisehnt.
Spricht ein junger Schreiner beispielsweise heute mit einem Kollegen, der schon im Ruhestand ist, wird Letzterer seinen Beruf vielleicht kaum wiedererkennen. „Im Beruf des Schreiners, der ja traditionell sehr handwerklich ist, arbeiten Unternehmen bereits mit Software, die das ganze Bauvorhaben in 3D darstellt“, berichtet Jessica Barra, die Weiterbildungen der IHK Akademie Reutlingen in den Bereichen IT und Digitalisierung leitet. „Wenn beispielsweise ein Dachgiebel ausgebaut werden soll, sieht der Schreiner alles im Detail in dieser 3D-Darstellung, kann alles aus jedem Blickwinkel betrachten, bis zur einzelnen Schraube.“
Das erleichtere Auszubildenden das Lernen, da sie alles sehen können. Zudem sei das virtuelle Erleben viel anschaulicher als Frontalunterricht. „In der Werkstatt können die Auszubildenden nach dieser vorhergehenden Anleitung dann ganz anders mitarbeiten“, erzählt Barra. Besonders nützlich das etwa im Elektrobereich, wo mit Starkstrom gearbeitet wird. „Bei 3.000 Ampere kann ein Fehler tödlich sein“, weiß die Expertin. Doch mit der Virtual-Reality-Brille können alle Handgriffe so lange geübt werden, bis sie sitzen.
Auch in anderen Berufen gilt: Schöne digitale Welt! Der Bäcker, der früher bereits nachts um drei auf den Beinen sein musste, um seine Brötchen zu backen, hat Maschinen, die für ihn um diese Uhrzeit beginnen, mit künstlicher Intelligenz Brot zu backen. Friseure erproben mit Virtual Reality neue Schnitttechniken, bevor es an den Kunden geht. Die Marketingabteilungen befassen sich längst nicht nur mit traditionellen PR-Methoden, sondern wetteifern mit Strategien, um ihr Unternehmen bei Google auf Platz eins zu positionieren und die Webseite kundenfreundlich zu optimieren.
Über firmeninterne Onlineportale können Projekte besser strukturiert werden, jeder kann sein Arbeitsleben eigenverantwortlich gestalten, das Team bespricht sich online und alle Teamkollegen sind durch automatische Synchronisierung immer auf dem neuesten Stand. Das eröffnet mehr Möglichkeiten zur Selbstorganisation – und bestenfalls wird auch der Austausch im Team erleichtert, sagt Barra. Mitarbeiter von Unternehmen, die international aufgestellt sind, kommunizieren über das Intranet ganz unkompliziert über Kontinente hinweg.
„Jeder Mitarbeiter im Unternehmen ist dafür verantwortlich, dass Digitalisierung funktioniert“, erklärt Barra, doch damit der Weg in die digitale Arbeitswelt 4.0 gelingt, muss der Anstoß von oben kommen: „Der Kulturwandel im Unternehmen beginnt in der Führungsebene.“
💡 Über den Artikel: Dieser Beitrag zeigt Ausschnitte aus einem Artikel von Nadine Wilmanns, der erstmals im TOP Arbeitgeber Magazin 2019 erschien.