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Altersmedizin – Auf Schicht mit Julia Wagermaier

Julia Wagermaier ist Pflegefachfrau, auch wenn der Beruf noch »Krankenschwester« genannt wurde, als sie ihre Ausbildung gemacht hat. Seit 2011 arbeitet sie in der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen – vor allem im Bereich der Alters- und Palliativmedizin. GEA-Redakteur Daniel Zabota hat sie bei einer Schicht begleitet.

🔹»Wir schaffen das«🔹

Julia Wagermaier ist voll des Lobes. »Das haben Sie ganz toll gemacht«, sagt die Pflegefachfrau zu Frau D. Dabei geht es Frau D. heute gar nicht gut. Sie liegt alleine in einem Doppelzimmer, atmet schwer, bewegt sich kaum. Nun machen Schluckbeschwerden alles viel schlimmer.

Die Patientin sollte aufrecht sitzen. Für die Krankenpflegerin ist es ein Kraftakt, sie aufzurichten. Daher freut sie sich über die Mithilfe der Patientin, die versucht, sich ein wenig am Triangelgriff hochzuziehen. Erstaunlich, wie es Julia Wagermaier gelingt, die kranken, alten Leute zu motivieren. »Wir schaffen das«, könnte auch ihr Motto lauten.

🔹Mit 90 Betten eher klein🔹

Wenn man es so nennen will, sind »kranke alte Menschen« die Personengruppe, auf die sich die Paul-Lechler-Klinik spezialisiert hat. Das mit 90 Betten eher kleine Krankenhaus hat sich neben der Tropenmedizin zu einer Fachklinik für Alters- und Palliativmedizin weiterentwickelt. 350 Menschen arbeiten dort in einem modernen, 2017 bezogenen Gebäude über den Dächern von Tübingen. Darunter sind 240 Pflegekräfte. 

Eine dieser Pflegekräfte ist Julia Wagermaier. Als Nächstes legt sie Frau S., 86 Jahre alt, einen Kompressionsverband an. Streicht ihr sanft über die Beine, aktivierend, Bewegungen Richtung Herz. S. hatte eine schlimme Nacht, weinte. Als Mensch mit Demenz plagt sie oft das Heimweh. Doch »Schwester Julia«, so sagen viele der betagten Patientinnen, verbreitet einen Krankenhauskeim namens »Zuversicht«.

🔹Ein Blick ins Grüne🔹

Bald lächelt Frau S. wieder und setzt sich an einen Tisch, um zu frühstücken. »Ich muss dafür sorgen, dass Frau S. zu Hause zurechtkommt«, sagt die Pflegerin. Könnte klappen. So leicht ist es aber nicht immer. Keineswegs. Im Zimmer nebenan liegt Frau M., 85 Jahre alt. Sie hat eine Krebsdiagnose bekommen. Das hat sie richtig umgehauen, berichtet ihre Pflegerin. Mit einem »Das-wird-schon« ist es nicht getan.

Man glaubt es kaum – aber was da hilft, ist die Lage der Klinik. Die Sonne scheint durch die bodentiefen Fenster ins Zimmer, ein Park mit hohen alten Bäumen umgibt den Bau. Man weiß aus der Forschung, dass der Blick ins Grüne die Heilung fördert. Ein bisschen hilft er sogar Frau M.

💡 Über diesen Beitrag

Dieser Text zeigt für #REGIOALBJOBS adaptierte Ausschnitte aus einem Artikel von Daniel Zabota (GEA), der erstmals im März 2025 im Rahmen eines Job-Specials zum Thema „Fachkräfte für die Pflege“ erschien.

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