Gegenfrage: Warum nicht? Mehr als die Hälfte eines Abiturjahrgangs beginnt ein Studium, aber für viele ist das nicht die richtige Entscheidung. Um Zweiflern frühzeitig Alternativen aufzuzeigen, hat die Handwerkskammer das Programm „Vom Hörsaaal ins Handwerk“ entwickelt.
Ein Argument, dem das Team um Michaela Lundt – die regionale Koordinatorin Ausbildungsbotschafter in der Ausbildungsabteilung – dabei häufig begegnet, ist der angeblich bessere Verdienst für Hochschulabsolventen. Lundt hält aber klar dagegen: Beim Vergleich der Lebenseinkommen hätten bis zum Alter von 60 Jahren Handwerker mehr Verdienst, erst ab 60 holten Akademiker auf. „Aber die Lebensphase, in der man Geld braucht – zur Familiengründung, wenn man Wohneigentum möchte –, das ist doch, wenn man jung ist! Das brauche ich doch nicht mit 60!“
🔹 Echte Erfahrungswerte: Die Ausbildungsbotschafter der Handwerkskammer🔹
Besonders überzeugend sind Argumente für den Wechsel vom Studium in die Ausbildung, wenn sie von Gleichaltrigen kommen. Aus diesem Grund engagiert sich auch Kevin Rogge aus Eningen als Ausbildungsbotschafter und teilt seine persönlichen Erfahrungen mit Schülern und Studierenden, die nicht sicher sind, wie es für sie weitergehen soll.
Er wollte nach dem Abi „irgendwas mit Autos“ machen. Deshalb schrieb er sich an der Hochschule Albstadt/Sigmaringen für Maschinenbau ein – und wurde schwer enttäuscht. „Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt, nicht so viel rechnen, rechnen, rechnen!“, erinnert Kevin sich. Nach fünf Semestern zog er einen Schlussstrich und startete einen neuen Anlauf: Mechatronik an der Hochschule Reutlingen. Aber das gefiel ihm auch nicht besser. „Die Ingenieursstudiengänge sind am Anfang alle ähnlich“, findet Kevin.
Deshalb beschloss er, es mit einer Berufsausbildung zu versuchen. Nach dem Probearbeiten in verschiedenen Betrieben entschied er sich für eine Ausbildung zum Kfz- Mechatroniker mit Fachrichtung System- und Hochvolttechnik – und dieses Mal klickte es. Auch wenn er es heute wahrscheinlich anders machen würde, sieht er sein Studium aber nicht nur als verlorene Zeit. „Klar, ich hätte schön früher Geld verdienen können. Aber ich habe auch viel gelernt im Studium und bin reifer geworden.“
💡 Über den Text
Dieser Beitrag zeigt für #REGIOALBJOBS.de adaptierte Ausschnitte aus dem Artikel „Mit Abi in die Ausbildung“, den Mirjam Sperlich (GEA) 2022 für das Ausbildungsmagazin „Durchstarter“ verfasst hat.