Sich für eine berufliche Neuorientierung zu entscheiden, ist oft nicht einfach. Viele fühlen sich nicht gut bei ihrer Entscheidung, weil sie z. B. befürchten, andere zu enttäuschen. Wie entscheiden wir uns mit einem guten Gefühl? Für das TOP Arbeitgeber Magazin 2020 ging Nadine Willmanns dieser Frage nach. Antworten fand sie im Gespräch mit Ida Willumeit, der Leiterin des Ausbildungsmarketings bei der IHK Reutlingen.
🔹 Zwischen eigenem Wunsch und fremden Erwartungen 🔹
„Ein Berufswechsel ist immer auch ein emotionales Thema“, sagt Ida. Sie kennt die Schwierigkeiten bei der Entscheidung für eine berufliche Neuorientierung gut: Im Rahmen des Programms „Neustart für Studis“ berät sie Studierende, die sich überlegen, ihr Studium abzubrechen, um in eine duale Ausbildung zu wechseln. „Das Gefühl ,alles war umsonstʻ bedrückt die Wechsel am meisten“, so Willumeit.
Natürlich ist auch Geld ein Thema bei der Neuorientierung, außerdem das soziale Umfeld: „Jemand, dessen Familie sagt: ,Du bist eine Enttäuschung!ʻ, befindet sich in einer ganz anderen Ausgangslage als jemand, dessen Familie hinter ihm steht“, erklärt Willumeit. „Ich mag große Lust auf einen Neuanfang haben, aber um eine reife Entscheidung zu treffen, muss ich mir auch im Klaren sein, wie Freunde und Familie reagieren werden und wie ich damit umgehen werde.“
Da wäre etwa der Druck der Familie, die vielleicht ein bestimmtes Einkommen, das Abzahlen eines Hauses und damit einhergehenden Status erwartet. Vielleicht wirken aber auch Anzug und Krawatte befremdlich auf Freunde, die einen bisher nur in Handwerkerkluft kannten.
„Für viele bleibt das ein Kraftakt“, weiß Willumeit. Ein Berufswechsel kann aber auch gerade da Chancen auftun: „Für manche ist es die dringend überfällige Emanzipation von den Erwartungen anderer.“
🔹 Mit Plan entscheiden🔹
Ganz Verunsicherten rät Willumeit, mit Plan und Strategie vorzugehen. „Man sollte sich zwar Zeit mit der Entscheidung lassen, aber man sollte sich auch einen konkreten Rahmen setzen“, erklärt sie. Wechselwillige sollten sich selbst ein Zeitfenster setzen – z. B. drei Monate, in denen die Entscheidung fallen soll. „Für diese Zeit brauche ich einen Plan, was ich konkret klären und was ich ausprobieren möchte“, erklärt Willumeit. „So ist Raum da, aber auch Struktur.“
Diese selbst gesetzte Deadline sollte dann aber auch verbindlich eingehalten werden. Das bedeutet, dass die Zeit bis dahin produktiv genutzt sein will. „Allein durch Nachdenken und Zuhausesitzen finde ich nichts heraus – ich muss raus, muss Gespräche führen, auf Berufsmessen gehen, mir Dinge anschauen“, fügt Willumeit hinzu.
💡 Über den Beitrag
Dieser Text zeigt für #REGIOALBJOBS adaptierte Ausschnitte aus dem Artikel „Eine gute Entscheidung“, den Nadine Wilmanns 2020 für das TOP Arbeitgeber Magazin verfasst hat.