Bei den Reutlinger „Eagles“ trägt die Nummer 20, der Linebacker, Verantwortung im Spiel: American Football ist die große Leidenschaft von Lukas Grampp – neben seinem Beruf, für den Lukas im Gespräch ebenso begeistert und überzeugt in die Offensive geht: Er arbeitet im Reutlinger Kinderhaus Beethovenstraße.
Letztlich siegte die Pädagogik
Wer den muskulösen Sportler mit Vollbart außerhalb seiner Arbeitsstätte trifft, tippt bei ihm zunächst auf ganz andere berufliche Werdegänge. Fitnesstrainer oder Sportlehrer vielleicht? Betont männlich und Kinderhaus? Til Schweiger fällt da manchen spontan ein. In „Keinohrhasen“ spielt er Ludo, der 300 Sozialstunden in einem Kinderhort ableisten muss und dort entsprechend unkonventionell auftritt. Lukas jedoch – nicht minder gerne gesehen und beliebt in der Reutlinger Einrichtung wie der „Film-Ludo“ in Berlin – ist genau das Gegenteil von „große Klappe und nichts dahinter.“ Er spricht sehr reif, gelassen und weiß genau, wo er jetzt mit knapp 30 Jahren im Leben steht.
Lukas, der nach seiner Ausbildung noch in Ludwigsburg studiert hat und Kindheitspädagoge ist, entschied sich nicht direkt nach dem Abitur für diesen Beruf. „Im Ausbildungsjahrgang waren wir nur vier Männer“, erinnert sich der Reutlinger. Gelernt hat er zunächst an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik an der Kreuzeiche. Vorausgegangen waren zwei Jahre Freiwilligendienst bei der Bundeswehr. Auch die Bundespolizei wäre eventuell für ihn in Frage gekommen, denn dort ist sein Bruder beschäftigt. Doch letztlich siegte die Pädagogik.
„Was erlaubt der?“
Was für Lukas Grampp anfangs am schwierigsten gewesen sei? Die Kinder hätten ihn schon getestet: „Was erlaubt der? Was darf man bei dem Neuen?“ Sich durchzusetzen, konsequent, aber dabei nicht nur autoritär zu sein, hat Lukas seiner Meinung nach mittlerweile ganz gut im Griff. Wichtig ist für ihn auch immer wieder der fachliche Austausch im Team, in dem er sich sehr wohlfühlt. Nur eines ist nicht so sein Ding: das Basteln. Aber im Team bringen eben alle ihre Stärken ein, dann gleiche sich das aus.
„Ich strebe schon irgendwann eine leitende Stelle an“, berichtet Lukas Grampp im Gespräch über seine Zukunftspläne. Ehrgeiz besitzt er. Die „Eagles“ – sie sind dem SSV Reutlingen angeschlossen – spielen mittlerweile in der dritthöchsten Regionalliga. In seinem Beruf noch mehr Erfahrungen zu sammeln – Praktika hat er auch schon während der Studienzeit absolviert – ist ihm ebenso wichtig. Seine Profession beschreibt er als sehr, sehr vielfältig. „Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Wege, die man für sich auswählen kann. Und es fehlen unglaublich viele Fachkräfte!“, ermuntert er andere, vielleicht beruflich noch Unentschlossene.
Über den Artikel: Dieser Text zeigt Ausschnitte aus dem von Christine Knauer (GEA) verfassten Artikel „Teamplayer im Beruf und beim Football“, der erstmals 2022 im Rahmen einer GEA-Sonderveröffentlichung zum Thema „Pädagogische Fachkräfte für Kindergarten und Kita“ erschien.
Foto: Christine Knauer (GEA)